Samstag, 15. Januar 2011

City-BKK-Lauf 2010

Nur damit Sie mal wissen, wie mein Trainer so tickt: In meiner letzten Trainingsstunde vor meinen Jahresurlaub fragt er mich, was ich denn am Sonntag so vor hätte. Nun, da sitze ich nachmittags schon im Autoreisezug nach Lörrach und mache Urlaub! Sehr gut, sagt er, dann können wir ja vormittags noch eben den City-BKK-Lauf zusammen machen - lächerliche 10 km. Rüdiger kommt auch mit. Meine Entgegnung, ich sei da doch mental bereits im  Urlaub, wird barsch abgetan: 'Ach was, dein Autoreisezug geht erst am Abend!' Was soll man dazu noch sagen? Rein faktisch hat er natürlich Recht - der Sack!

Bei diesem Wettkampf habe ich mich das erste Mal vorher richtig eingelaufen. Genau wie die Profis (naja, fast wie die Profis). Ich arme, alte, dicke Frau laufe mit diesen 2 jungen Burschen im Stadtpark auf und ab, mache kurze Sprints (na, ja, Sprints dann doch eher nicht, weil kurze Sprints finde ich einfach zu albern und unnötig anstrengend) und anschließend dehne ich nach allen Regeln der Kunst. Oh Gott - wie tief bin ich gesunken ...

Am Start stelle ich mich hinten an. Zwei Runden sind angesagt. Niemals würde ich auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen es bei einer Runde zu belassen und mich den selbst bezahlten Anordnungen meines Lieblingstrainers widersetzen. Nein, nein. Wer weiß, wie viele Stunden ich dafür Nachsitzen müsste.

Wollen Sie es ehrlich haben? Am Start beschließe ich: Eine Runde, und dann ist gut.

Mit dem Startschuss trabe ich brav los, bin verhältnismäßig schnell, reduziere das Tempo und laufe genau nach Trainervorgabe. Ab Kilometer 3 gebe ich etwas mehr Hackengas. Ich überhole sogar 5 Laufluschen.

Bei Kilometer 5 laufe ich das erste mal am Ziel vorbei. An den Rufen der Zuschauer meine ich zu bemerken, dass man darüber erstaunt ist, daß die dicke, alte Frau eine weitere Runde laufen will. Das gibt Motivation, jetzt noch etwas mehr Gas! Von meinem Trainer ist noch nichts zu sehen, obwohl er großkotzig angekündigt hat, mich mehrfach überholen zu wollen. Poah.

Bei Kilometer 6 bin ich dann doch fällig. Daniel kommt leichtfüßig dahergelaufen und glaubt mit dem Satz zu punkten: 'Du bist schnell, dann können wir bestimmt auch noch schneller'. Ich könnte kotzen. Kriegt der Kerl eigentlich den Hals nie voll? Noch nie sind wir zusammen so schnell gelaufen! Erst jetzt dämmert mir, was Wettkampftempo wirklich heißt: immer noch eines drauflegen und am Schluss noch einen Sprint. Ich bin fix und fertig.

Im Ziel sind diesmal tatsächlich noch Zuschauer - 'hey was macht Ihr denn noch hier? Gibts nicht schon irgendwo 'ne nette kleine Siegerehrung?' Sie jubeln und klatschen und feuern mich an, Wahnsinn! Das nehme ich allerdings wie durch Watte hindurch wahr. Ich registriere nämlich unterbewusst, dass beim Zieleinlauf der Zeitmesser nicht gepiept hat ...

Der Streckenposten schickt mich zurück - ich möge mit mein Armband erneut über den Zeitmesser... Ja was ist das denn für ein Mist? Ich bin froh, dass ich diesen Höllenspurt ohne Infarkt überlebt habe und zur Belohnung darf ich noch mal zurücklaufen? Ich möchte hier nur daran erinnern, dass es bei Spitzensportlern um Zehntel Sekunden geht und meine Zeit wird gar nicht erst erfasst ? Wie soll ich denn da im internationalen Vergleich bestehen ?

Klar hab ich geschimpft wie ein Rohrspatz. Ist ja wohl auch eine Zumutung! Und dann mischt sich auch noch  mein Trainer ein. Na, der hat mir gerade noch gefehlt. 'Die machen das hier alle ehrenamtlich, die geben hier alle ihr Bestes, die kann man nicht so behandeln, sei mal ein bisschen netter, Du bist gut gelaufen' blah, fasel, laber... Immerhin hat er mir ein bleifreies Erdinger spendiert. Ja, mein Trainer!

Und nach dem Rennen setzte er noch einen tiefenpsychologischen oben drauf: Ob ich Angst vor Streckenposten im Allgemeinen hätte? Bei jedem Streckenposten, an dem ich vorbeilaufe, würde ich langsamer werden. Nein, er hat sich anders ausgedrückt: Du läufst in geradezu devoter Haltung an den Streckenposten vorbei. Ja, warum eigentlich?
.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.